Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 341.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

werden sollen. Allein eines Tages hat man sie in dem Gefängniß vor dem Eilenburgischen Thore todt gefunden und hat man vorgegeben, sie sei vom Teufel umgebracht worden. Ihre Gehilfin, Anna Zschauin ward am 18. Juli 1615 torquirt und dann aus dem Lande gejagt.


395) Die drei goldnen Brodchen zu Pomsen.[1]
Mündlich. Frei beh. im Freimüthigen 1814. S. 209.

Zwei Stunden von Grimma an der von hier nach Leipzig führenden Straße liegt das alte Schloß Pomsen. Dasselbe gehörte wie mehrere in der Nähe liegende Dörfer vor Alters der adeligen Familie von Ponickau. Einst war das Haupt dieses Geschlechtes mit seinem Herrn, dem Markgrafen von Meißen in den Türkenkrieg gezogen und hatte seine treue Hausfrau Sarah schwangern Leibes zurückgelassen. Nach einiger Zeit kam sie mit einem Söhnlein nieder, und als sie nun eines Morgens kurz nach Sonnenaufgang mit demselben in ihrem Schlafgemach in dem großen Ehebette lag und Niemanden bei sich hatte – denn Dienerschaft besaß sie nur wenig, weil ihr Gemahl abwesend und sie selbst nicht eben reich war – da sieht sie auf einmal, wie sich die schwere Thür von selbst geräuschlos öffnet und zu derselben in langen


  1. Ziehnert Bd. III. S. 247. setzt jedoch diese Sage fälschlich in das ebenfalls bei Grimma gelegene Dorf Otterwisch.
    Moser bei Pönicke, Album d. Ritterg. Sachsens. H. XI. S. 30 erzählt nach der im Kirchenbuche zu Pomsen durch M. Steinhäußer niedergelegten Erzählung dieser Begebenheit, jene Erscheinung der Zwerghochzeit habe im J. 1685 Statt gefunden, während Johann Christoph II. von Ponickau Besitzer des Schlosses gewesen sei; die Geschenke hätten aus zwei Brödchen und einem Goldreif bestanden, und seien zusammen in den Schloßthurm eingemauert worden, dort aber im J. 1726 mit diesem durch einen Blitzstrahl in Flammen aufgegangen und seitdem sei der Wohlstand der Familie so zurückgegangen, daß diese 1782 das Rittergut, nachdem es fast 250 Jahre lang in ihrem Besitz geblieben, hätte veräußern müssen. Lyser, Abendl. 1001 Nacht Bd. I. S. 56 sq. versetzt die Sage fälschlich nach Schwaben und erzählt sie von einem Ritter von Bomsen.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 341. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_341.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)