Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 346.jpg

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dem Schlosse noch eine andere Wohnung. Da träumt ihm eines Nachts, als habe er einen Schatz in derselben Stube. Er läßt also einen Ruthengänger mit einer Wünschelruthe kommen. Diese schlägt nun an einem gewissen Orte ein, und hier läßt man durch die Mauer in einen Pfeiler, der hohl war, einbrechen. In diesen begab sich der Schatzgräber und nahm seine Arbeit vor. Er sprach aber kein Wort, sondern schrieb darin bei Licht immer einen Zettel nach dem andern und langte ihn heraus, wenn er ein Werkzeug, als Hacke etc. von Nöthen hatte. Man glaubte nun, er möge jetzt wohl tief genug gekommen sein, aber gefunden hat sich nichts. Unter der ausgeschöpften Erde befanden sich aber viele Menschengebeine, welche, wenn man sie anrührte, zerfielen. Man sah auch Kleidungsstücke darunter, an denen noch Gold war, so man sie aber antastete, zerfielen sie wie Mehlstaub.

Uebrigens erzählt man, daß das ganze Schloß auf lauter Diamanten stehe, eben so wie der andere Sitz des damaligen adligen Besitzers (Mitte des 17. Jahrhunderts). Man hat auch nicht eher aufgehört, darnach zu graben, bis einmal die ganze Mauer sammt mehreren Pferden in den Graben herabstürzte. Diese Diamanten sind theils weiß, theils bräunlich und besser als die böhmischen, haben 6 Ecken und stecken in Feldsteinen, die inwendig hohl sind. Sonst soll aus dem Berge jährlich gegen die Osterzeit ganz weißer Thon herausfließen, aus dem die Kinder sich Scheibkeilchen machten, und hat man im Volke angenommen, daß dieser die Materie zu den Demanten ist.


398) Das Marienbild zu Eicha bei Naunhof.
Pfeiffer, Orig. Lips. p. 387. Poet. beh. b. Ziehnert. Bd. II. S. 38 sq.

Am linken Ufer der Parthe, drei Stunden nordwestlich von der Stadt Grimma und zwei Meilen von Leipzig liegt in der Nähe von Naunhof das Vorwerk Eicha. Dieses soll seinen Namen von einem hohlen Eichbaum haben, der zur Zeit der Sorbenwenden hier stand und unter welchem diese ihre Abgötterei trieben. Nachher ward der Ort angebaut

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 346. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_346.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)