Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 419.jpg

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zuvor immer darnach gegraben, endlich in vielen goldenen Ketten und Silbergeschirr, darauf sonst die alten Schneeberger viel gehalten, erblickt haben wollte, so hat er dennoch das betrogene Spiel in den Händen gehabt. Denn als es zum Treffen und Heben gekommen, wie darzu das alte Männlein die Zeit gesetzt, hat der Schüler in dem Gewölbe, wo[1] er allein gewesen, zwar gesehen, wie zwei anwesende Männer den Schatz aus der Erde gehoben haben, und lauter Pretiosen auf den daselbst vorhandenen Tisch ausschütteten, wornach ihn auch das alte Männlein greifen heißen, aber da er daneben von einem Andern, der auf einem Sessel an der Seite gesessen, die Worte gehört, wie er als ein armer Mensch sich erkühnen könne, einen solchen kostbaren Schatz zu heben, darüber er als der Herr der Welt doch die Macht habe? ist er voll Schrecken wieder umgekehrt und, wie leicht zu erachten, in selbiger Stunde in höchster Angst gewesen, bis der Seiger Nachmittags 4 Uhr geschlagen. Denn eben bis auf diese Stunde hatte das alte Männlein die Gelegenheit zum Schatzgraben gesetzt und gerade um diese Zeit hat ein ziemlicher Sturmwind gewüthet und einen Baum im Garten umgebrochen, dahin zugleich, wie das Gespenst bei seiner letzten Erscheinung gesagt, der Schatz aus dem Hause fortgerückt sein sollte.


486) Christoph Schürer in Schneeberg.
Ziehnert Bd. III. S. 216.

Als im 16. Jahrhundert der Bergsegen des Obererzgebirges jährlich sich minderte und überall ein Wehgeschrei über den Silberräuber (so oder Kobold nannte man das taube Erz, welches von bösen Berggeistern oder Kobolden herrühren sollte) sich erhob, da kam Christoph Schürer, eines Apothekers Sohn aus Westphalen, landesflüchtig seines evangelischen Glaubens wegen, nach Schneeberg, wo er als ein in der Chemie und Naturlehre wohlerfahrener junger Mann bald eine Anstellung bei den Hütten fand. Schon


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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 419. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_419.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)