Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 423.jpg

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wenig Zusammenhängendes. In uralter Zeit soll einmal ein Graf, der Besitzer dieser Gegend, eine große Jagd gehalten und sich dabei verirrt haben, und mit seinem Rosse in einen Sumpf gesunken sein. Dem Tode nahe wäre er noch von den Jägern mit Mühe gerettet worden, und hätte zum Andenken den Thurm gebaut. Jetzt noch soll in dem Thurme der Geist eines der spätern Besitzer spuken, aber warum? weiß Niemand. Auch wollen alte Holzhacker und Bergleute den Baum wissen, wo die Seele dieses unglücklichen Spukers eingespundet sein soll. Es wäre sonst ein eiserner Reifen um den Baum gelegt gewesen, um die Seele recht fest zu halten, aber die Holzdiebe hätten zuletzt auch den Reifen gestohlen.


490) Der Schwarzkünstler zu Geyer.
Lothar, Volkssagen und Märchen. Lpzg. 1820. 8. S. 69 sq.

Vor vielen Jahren ward zu Geyer ein Todtengräber gefangen genommen und in einen Thurm gesetzt, so daß er mit den Füßen die Erde nicht hat berühren können – man glaubte früher nämlich, daß Zauberer und Hexen, wenn sie die Erde nicht mehr berühren könnten, unschädlich würden, sperrte sie daher oft in eiserne Käfige ein –. Er hatte seine Frau ermordet, ihren Mund mit schwarzen Beeren angestrichen, als sei sie an der Pest gestorben, alsdann ihr den Kopf abgeschnitten, das Herz aus der Brust genommen, verbrannt, solches auf die Straße ausgestreut und wer darüber gegangen, ist gestorben. Seines Kindes Kopf hat er an die Feuermauer gehängt, so viele Tropfen Blutes von ihm gefallen, so viele Menschen sind gestorben. Dann hat er die sterbenden Leute auf’s Gesicht gelegt und ihr Sterben hat kein Ende genommen. Drei Ruthen hat dieser Mann ausgesteckt, eine nach Annaberg, die andere nach Schweinitz, die dritte nach Alterle (Elterlein?). Zuletzt hat er erzählt, wie viel Glück er mit seiner Kunst in großen Städten gemacht habe. Er meinte, wenn er nur die Erde oder einen Kreuzweg

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 423. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_423.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)