Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 466.jpg

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fremder Bergmann dagewesen, habe ihr Brod, Fleisch und Wein für ihre Kinder gebracht, und sie aus einem kleinen Fläschchen trinken lassen, und seitdem seien alle ihre Schmerzen verschwunden, jener aber habe gesagt, ihre Noth werde bald aufhören, das lasse ihr der Fürst der Berge sagen. In der Nacht träumte aber der fromme Bergmann, der Berggeist stehe vor ihm und sage ihm, zum Lohn für seine Redlichkeit wolle er ihn glücklich machen, er solle früh auf den Schreckenberg gehen, dort werde er Feuer vom Himmel fallen sehen, und an dieser Stelle solle er einschlagen. Wie gedacht so geschehen, er ging in den Wald; plötzlich fuhr aus heiterem Himmel ein Blitz in eine hohe Fichte, und als jener mit der bergmännischen Ruthe an den Wurzeln des Baumes einschlug, da entdeckte er beim Nachgraben einen reichen Silbergang: den muthete er und sein Gevatter Steiger und beide wurden schnell reich, die Grube aber nannte man das himmlische Heer.


524) Die Jungfrau vom Bielberge.
Novell. beh. v. Dietrich a. a. O. Bd. I. S. 1 sq.

Der Bielberg oder Pilberg, an dessen Fuße Annaberg liegt, hat seinen Namen von dem Grenzbache Biela, der hinter ihm vorbeiströmt. Auf demselben soll sich ein Wunderbrunnen befinden, den aber nicht Jedermann finden und sehen kann, bald hat ihn Einer angetroffen und einen guten Trunk aus ihm gethan, dann aber als er den Fleck wieder gesucht, ist er nicht mehr dagewesen. Zuweilen soll eine schöne Jungfrau an ihm sitzen. Dies ist die Jungfrau vom Bielberge. Es soll der Geist einer Tochter des letzten heidnischen Beherrschers dieser Gegend, des Riesen Bilo sein, die einst auf einem Jagdzuge mit dem Schüler des h. Bonifacius, Conrad, bekannt wurde und sei es durch seine Worte, sei es, was wahrscheinlicher ist, durch Liebe zu dem schönen Jünglinge – denn das war er – bewogen zum Christenthum bekehrt ward. Zwar ward sie eines Tages mit ihm

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 466. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_466.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)