Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 471.jpg

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sah man das bleiche Gesicht des Sacristans von selbst zum Stein geworden aus der Mauer heraussehen, und dort steht es noch, denn es läßt sich weder übertünchen noch vermauern, ja man erzählt, daß es oft Thränen vergieße und allemal, wenn dem Städtchen Gefahren drohen, in gelbem Lichte leuchte.


527) Der Jäger ohne Kopf im Hofbusch bei Schlettau.
Ziehnert Bd. III. S. 209 sq.

In dem Hofbusch bei Schlettau, durch den der Weg nach Unter-Hennmannsdorf führt, läßt sich bei Nacht oft ein gespenstiger Jäger ohne Kopf sehen. Er soll vor alten Zeiten die Armen, welche sich das dürre Reißholz sammelten, oft unbarmherzig mißhandelt haben, und zur Strafe nach seinem Tode nun umgehen müssen. Rechtliche Leute läßt er ungeneckt, aber die Holzdiebe hat er schon oft in Todesangst gejagt, und bisweilen fest gebannt, so daß sie Stunden lang an einer Stelle stehen bleiben mußten.


528) Der Kirchbau in Crottendorf.
Mündlich. Ziehnert Bd. III. S. 201. Poetisch beh. v. Segnitz Bd. II. S. 73 sq.

Crottendorf, ein bedeutendes, zum Kreisamte Schwarzenberg gehöriges Dorf, welches besonders durch seine Marmorbrüche berühmt ist, soll seinen Namen von dem einst in der Heidenzeit hier verehrten Götzen Crodo erhalten haben – der in der Nähe des jetzigen Erbgerichts daselbst befindliche Felsen, der Liebenstein, wird als die Opferstätte desselben bezeichnet, – scheint aber noch eine ziemliche Zeit nach der Einführung des Christenthums seinem alten höllischen Besitzer sehr am Herzen gelegen zu haben. Denn als man daselbst eine Kirche bauen wollte, suchte er es auf jede Art zu verhindern und den Bau aufzuhalten. Darum riß er das Mauerwerk, was die Maurer den Tag über aufgeführt

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 471. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_471.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)