Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 473.jpg

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Bergwerk angelegt, welches lange Zeit gute Ausbeute gab und noch jetzt die Kutte heißt.


530) Die Winselmutter bei Grünhain.
Poetisch beh. v. Ziehnert. Bd. III. S. 119.

In der Nähe von Grünhain fließt der sogenannte Oswaldsbach, der seinen Ursprung von den Grenzgebirgen bei Breitenbrunn und Rittersgrün hat. An demselben soll um die Mitternachtsstunde ein gespenstiger Schatten auf- und niederhuschen, der beständig Klagetöne ausstößt. Das Volk nennt diesen die Winselmutter und erzählt sich, einst habe ein Jüngling, dem seine Geliebte die Treue gebrochen, in diesem, an vielen Stellen sehr tiefen und reißenden Bache seinem Leben ein Ende gemacht, seine ihn zärtlich liebende Mutter habe ihn zwar sieben Tage lang auf’s Sorgfältigste gesucht, aber doch seinen Leichnam nicht wiederfinden können und sei zuletzt selbst an Erschöpfung und gebrochenem Herzen gestorben. Ihr Loos sei nun, weil sie gegen Gottes weise Fügung gemurrt, ewig den Körper ihres ertrunkenen Sohnes vergeblich unter steten Klagen und Wimmern suchen zu müssen.


531) Die Oswaldskirche bei Elterlein.
Poetisch beh. v. Ziehnert. Bd. III. S. 91 sq.

Nicht weit von Waschleite bei Elterlein in einem Thale am Ufer des Oswaldsbachs erblickt man die Trümmer einer Kirche, der sogenannten Oswaldskirche, welche 1514 der Grünhainer Abt Georg Küttner gegründet hat, die aber, weil inzwischen die Reformation dort aufkam, nicht vollendet worden und liegen geblieben sein soll. Anders erzählt sich das Volk die Ursache. Es soll nämlich um jene Zeit ein reicher Hammerherr, Namens Caspar Klinger, gelebt haben, den aber sein Reichthum so übermüthig gemacht

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 473. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_473.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)