Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 491.jpg

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doch etwas gefunden haben. Von dieser Zeit an geht Niemand gern am Aschermittwoch daselbst in’s Holz, in der Meinung, der Teufel jage das Holzweibchen am Aschermittwoch[1].


551) Der böse Seidelmann in den Sechsruthen bei Glöße.
Ziehnert Bd. III. S. 186.

Zwischen den Dörfern Auerswalde und Glöße bei Chemnitz liegt ein Wald, die sogenannten Sechsruthen. In diesem spuckt der Schatten eines bösen Beamten, welchen die Volkssage den bösen Seidelmann nennt. Er hat bei seinen Lebzeiten die ihm Untergebenen übel behandelt und viele Ungerechtigkeiten und Grausamkeiten verübt, dafür zur Strafe er im Grabe keine Ruhe gefunden hat. Sein spuckender Geist führt die Wanderer irre und neckt und erschreckt sie durch gellendes Rufen. Zu bedauern ist, daß Niemand in der Umgegend mehr weiß, was zu Seidelmanns Erlösung nöthig ist.


552) Die Hexen zu Schellenberg.
S. v. Weber, Aus vier Jahrhunderten. Bd. 1. S. 371 fg.

Im Jahre 1529 sind zu Schellenberg im alten Schloß, welches an der Stelle der vom Churfürst August erbauten Augustusburg stand, die beiden Hexen, die alte und junge Rodin, weil sie mehrmals zu Schönerstädt auf dem Hexensabbath gewesen, Diebsdaumen verkauft, untreue Männer durch Zaubermittel zu ihren Frauen zurückführen gelehrt, Hexen gesotten und Abwesende citirt, torquirt, und dann wahrscheinlich hingerichtet worden.


  1. Viele glauben, die Holzweibchen seien aus den heidnischen Sorbenfrauen entstanden, die vor dem Christenthum in die Wälder geflohen, wenn sie dieselben aber wieder verlassen hätten, von den Christen verfolgt bei Stämmen, auf denen drei Kreuze eingehauen gewesen, Schutz gesucht und gefunden hätten. S. a. Simrock, Deutsche Myth. S. 198. Köhler, Voigtländ. Sagen S. 452. fgg.
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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 491. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_491.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)