Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 502.jpg

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Andenken an die gräßliche Pest gesetzt ist, welche nach dem 30jährigen Kriege in jenem Theile des Erzgebirges wüthete. Es war nämlich zu Lengefeld die Pest ausgebrochen und dermaßen heftig, daß der Ort von der Umgegend völlig abgesperrt ward. Nun war aber in Reifland ein junger Mann, der die Enkelin des Pfarrers zu Lengefeld zur Braut hatte. Dieser hatte gehört, man bekomme in Freiberg einen Pestessig, welchen die dortigen Todtengräber aus Kräutern bereiteten. Er eilte also dorthin, verschaffte sich eine Flasche davon und schlich sich mit Lebensgefahr durch den Militärcordon, weil er gehört hatte, der Vater seiner Braut sei an der Pest erkrankt. Zwar kam er zu spät, allein es gelang ihm doch, diese selbst, ihren Großvater und viele Andere damit herzustellen, bald verschwand die furchtbare Seuche und nachdem die Sperre aufgehoben war, beschloß man in Lengefeld und dem nahen Reifland eine Art Wiedersehens- und Auferstehungsfest auf der Mitte des Weges zwischen beiden Orten zu feiern. Dies that man auch, und jener Stein bewahrt noch heute das Andenken an jene schauervolle Zeit.


564) Der Waldteufel im Erzgebirge.
Lehmann S. 74.

Die Wälder über dem Blöselstein und am Müntzerberg sind sehr unheimlich und es hat ein Waldteufel im Jahre 1575 den Köhler Georg Schwander, drei Jahre nachher seinen Gesellen und 1582 einen dritten Köhler, Oswald Wellner, erschreckt, gedrückt und so vergiftet, daß sie sterben müssen.

Im Jahre 1632 ließ Theophilus Groschupf, Stadtschreiber zu Scheibenberg, einen Raum an den Erbisleiten räumen und Acker machen; da nun ein Arbeiter, Georg Feuereisen, Mittags hinunter an einen Brunnen geht, Trinkwasser zu holen, findet er dabei einen häßlichen unbekannten Mann liegen, der ihm auf seinen Gruß nicht dankt, sondern im Rückwege auf den Hals fällt und ihn braun und blau drückt, daß er deswegen acht Wochen krank gelegen.

Hinter Grünhain liegt ein Wald, der Pfannenstiel genannt,

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 502. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_502.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)