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beide Körper verbrannt und der Sohn des Landes verwiesen.[1]


570) Der St. Annenbrunnen bei Niederzwönitz.
Ziehnert. Bd. III. S. 213. Novell. beh. b. Dietrich a. a. O. Bd. II. S. 236 sq.

Westlich vom Dorfe Niederzwönitz auf einer mit Wald bewachsenen Wiese quellen mehrere Brunnen, deren einige mineralische Heilkraft besitzen sollen. Der vorzüglichste unter ihnen heißt der St. Annenbrunnen. Wie er zu dem letztern Namen gekommen, erzählt folgende Sage.

Aennchen, die 13jährige Tochter des Jägers zu Niederzwönitz, war seit dem 5ten Jahre durch die Blattern erblindet. Ihr Vater, der sie als sein einziges Kind über die Maßen zärtlich liebte, fragte allenthalben um Rath und scheute keine Kosten, um seinem Kinde von dem großen Uebel zu helfen; aber umsonst, Niemand konnte ihr das Augenlicht


  1. Misander, Deliciae Historicae. Dresden 1698. 8. S. 261, erzählt Folgendes: Im Jahre 1615 den 20. October ist zu Weyda im Voigtlande ein Mann, Namens Michael Schatzer, verbrannt worden, der bei dem großen Sterben daselbst im Jahre 1611 sich als Todtenträger hatte brauchen lassen. Der hat ausgesagt, daß in einem Hause, welches er auch genannt, der Teufel in sichtbarer Gestalt zu ihm gekommen und zu ihm und seinem Kameraden, der Anacker geheißen und von dem die Gerichte daselbst gesagt haben, daß wenn man auch diesen hätte zur Haft bringen können, dieser Schatzer gegen ihn ein Engel gewesen sei, ein Pulver gegeben. Der Teufel habe in einem langen schwarzen Kleide in der Hofthüre gestanden und statt der Hände große lange Klauen und Krackeln gehabt, der eine Fuß wäre ein Pferde-, der andere ein Kuhfuß gewesen, und habe ihnen befohlen, sie sollten dies Pulver in die Häuser streuen in aller Teufel Namen, wer nun darüber gehen werde, der müsse stracks die Pestilenz bekommen und sterben. Dies hätten sie denn fleißig und vielfältig practicirt, besonders gegen die, auf welche sie einen Groll gehabt, und also viele Leute hingerichtet, wer ihnen aber Geld gegeben, oder wo sie sonst gewollt, da hätten sie ein Wasser gehabt, welches sie kreuzweise im Namen der Dreieinigkeit dahin gegossen, und obgleich das Pulver gestreut worden, habe es doch nach dem Gießen keine Kraft mehr gehabt, sondern das Wasser habe Alles wieder gut und gesund machen können.
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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 508. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_508.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)