Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 518.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
578) Die Irrlichter im Grundtümpel zu Wildenau.
Lehmann a. a. O. S. 207 sq. Poetisch beh. v. Ziehnert Bd. II. S. 57 sq.

Zu Wildenau (oder Willenau), einem Dorfe im Amte Grünhain, östlich von Schwarzenberg am rechten Ufer der Pöhl, die am untern Ende des Dorfes in’s Schwarzwasser fällt, befindet sich im Pöhler Wasser ein unheimlicher Ort, der Grundtümpel, wo sich das Wasser in dem Raum einer Stube immer herumdreht und sich öfters darin allerlei Spuknisse sehen lassen, als Weiber, Männer, Pferde etc. Man hat auch um selbige Gegend bis nach Schwarzenberg und Sachsenfeld viele Irrwische und feurige Drachen ziehen und spielen sehen. Wenn die Leute aus Raschau nach Wildenau gingen oder von Schwarzenberg herüberkamen, hat sie es oft die ganze Nacht irre und ganz nahe an besagten Tümpel geführt, daß, wenn der Tag anbrach, sie am Wasser saßen. Theils hat es ihnen begegnet, wie ein Fischer mit Hamen und sie getäuscht bis in die Dorfhäuser, daß sie zu 10 bis 12 Wochen krank gelegen.

Im Jahre 1614 wollte A. Illing’s Vater am Wildenauer Berge mit seinem Pferde arbeiten, da kam ein fremdes weißes Pferd mit allem Geschirr gelaufen und spannte sich selbst an, und nachdem es eine Weile hurtig herumgegangen, ahnte der Ackersmann nichts Gutes, wollte ausspannen und Mittag machen. Damit reißt das wilde Pferd mit den Harken und dem andern Pferde auf den Tümpel zu aus, der Ackersmann hängt sich an sein Pferd, schreit und giebt gute und böse Worte, bis das Gespenst sich verloren und er mit seinem Pferde in großer Bestürzung gelassen worden.

Einst wohnte ein alter Fischer am Ufer der Pöhl, der hatte eine wunderschöne Tochter. Wie es aber so zu gehen pflegt, bald war ihr Herz nicht mehr frei und, so hatte sie sich denn aus der großen Anzahl ihrer Anbeter einen der hübschesten jungen Burschen ausgesucht. Nun war sie aber heitern und muntern Sinnes und daher kamen oft aus dem benachbarten Dorfe die jungen Mädchen und Bursche bei

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 518. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_518.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)