Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I A 006.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

gestört und beeinträchtigt wäre. Wer diesen wagen wollte, müßte, um keine Blöße zu geben, in die Unschuld der ganzen Volkspoesie eingeweiht sein, wie der ein Wort zu ersinnen ausgienge, in alle Sprachgeheimnisse etc.“ Uebrigens haben beide Herren Verfasser ihre Aufgabe von ihrem Gesichtspunkte aus glücklich gelöst, und die von ihnen gewählte Form hat neuerlich noch an Schöppner (Baiersches Sagenbuch I. S. XI.) einen warmen Vertheidiger gefunden, allein jedenfalls habe ich mit ihnen, da sie überdem einen ganz andern Zweck verfolgen, durchaus keine Vergleichung zu scheuen und bemerke nur noch, daß mir des Herrn Rentamtmann Dr. Preusker treffliche Blicke in die vaterländische Vorzeit (Leipz. 1841. III. 8.) von besonderem Nutzen gewesen sind, wie denn auch die Sammlung Lausitzer Volkssagen von Gräve (Bautzen 1839. III Hefte. 8.) stets eine der Hauptquellen für diesen Theil Sachsens bleiben wird[1], während wiederum Hager in seinen Voigtländischen Sagen (1839–40. II Hefte. 8.) seine Stoffe poetisch behandelt und darum für die critische Benutzung fast unbrauchbar gemacht hat.[2] Sonst haben Herr Dr. Wilhelm Schäfer hierselbst, durch seine Forschungen über sächsische Geschichte rühmlichst bekannt, und der bekannte Lyriker, Herr Professor J. Schanz die Güte gehabt, mich mit verschiedenen schätzbaren Notizen zu unterstützen, wofür ich ihnen hiermit pflichtschuldigst danke. Zu bedauern ist es, daß der bekannte Dresdner Geistliche Hilscher, der zu Anfange des vorigen Jahrhunderts verschiedene Monographieen über hier einschlagende Gegenstände veröffentlichte, aus übel angebrachter Aufklärungswuth Vieles, was er wußte und seitdem verloren gegangen ist, ganz verschwieg, und das, was er mittheilte, aus Zelotismus verdrehte und verdarb. Was endlich die Einrichtung meines Werkes selbst anlangt, so habe ich gewissermaßen als Einleitung des Ganzen einige sich an den Namen der Sachsen knüpfende Sagen vorausgeschickt, die zwar speciell nicht auf das heutige Königreich Sachsen Bezug haben, aber doch nicht füglich wegzulassen sind, schon weil


  1. Dies ist ein Irrthum. Neuerdings hat Hr. Dr. Haupt in seinem trefflichen Sagenbuche der Lausitz, einer gekrönten Preisschrift (Lpzg. 1862. 2 Bde. m. Nachtr. im N. Laus. Mag. Bd. 41 u. 44.) nachgewiesen, daß Gräve viele Sagen durch fremdartige Zusätze verballhornt hat. Folglich kann man eigentlich jetzt nur Haupt folgen.
  2. Diese Lücke ist jetzt ausgefüllt durch: J. A. E. Köhler, Volksbrauch, Aberglauben, Sagen etc. im Voigtlande. Lpzg. 1867 in 8. – R. Eisel’s Sagenbuch des Voigtlandes. Gera, 1871 in 8. betrifft das sächsische Voigtland nicht.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite VI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_A_006.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)