Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I A 008.jpg

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bekannt gewordene einschalten[1]. Noch muß ich hier dem Hrn. Pastor Dr. Haupt zu Lerchenborn bei Liegnitz und Hrn. Oberlehrer Scholze in Bautzen, sowie Hrn. Dr. Löbe in Rasephas für die mir gemachten Mittheilungen meinen besten Dank sagen.

In Bezug auf den bei dieser neuen Auflage hinzugekommenen Anhang, die Sagen des Herzogthums Sachsen-Altenburg, habe ich zu bemerken, daß ich es für passend fand, um mein Buch abzurunden, diese allerdings nicht sehr reichhaltige Sammlung hinzuzufügen, weil gerade dieser Theil des deutschen Vaterlands bisher von den neuern Sagenforschern noch wenig berücksichtigt worden war, denn Greß in seinen Holzlandsagen und Eisel in seinem Voigtländischen Sagenbuche hatten die Altenburgischen Sagen nur in soweit, als es der Plan ihrer Arbeiten verlangte, in ihren Bereich gezogen. Freilich ist das Herzogthum Sachsen-Altenburg überhaupt arm an Sagen, weil das einheimische Volk, Slaven, mißtrauisch gegen ihre deutschen Bezwinger, gegen diese wohl absichtlich nicht mittheilsam in Bezug auf ihre nationalen Mythen waren. Vieles haben auch die verschiedenen religiösen Richtungen, in welche man namentlich die Dorfschullehrer hineinlenkte, seit Ende des vorigen Jahrhunderts gänzlich vernichtet. Auch die Geschichts- und Alterthumsforschende Gesellschaft in Altenburg hat ihre höchst verdienstvollen Forschungen lediglich der reinen Geschichte gewidmet und sich gerade dieser Branche nicht angenommen, weshalb mein Versuch in dieser Beziehung, als der erste, wohl Entschuldigung finden dürfte und Andern Anregung und Veranlassung geben soll, weiter zu sammeln und meine Sammlung nur als Grundlage zu betrachten.

Dresden, den 1. Junius 1874.

Dr. J. G. Th. Gräße.     


  1. In Dresden auf der Ostraallee Nr. 3 befindet sich das königliche Hofwaschhaus für die Leibwäsche JJ. Majest., (nicht zu verwechseln mit dem Hofwaschhaus für die königl. Tafelwäsche auf der Sophienstraße), welches an der Stelle eines frühern Mönchsklosters errichtet worden ist. In diesem soll es angeblich umgehen, man hört des Nachts vielen Lärm mit Thürenwerfen, scharfen Tritten wie von geharnischten Personen etc. und namentlich im Keller, von dem aus ein noch offener, aber bis an seine Endpunkte wohl noch nicht genau erforschter Gang bis zu der Kreuzkirche und Sophienkirche führen soll, scheint es nicht geheuer zu sein. Im obern Stock ließ sich bis auf die neuere Zeit manchmal in der Nacht eine weißgekleidete Nonne sehen, ja man behauptet, in einem Alkofen öffne sich zuweilen eine Wand und man erblicke dann für kurze Zeit darin eine Nonne mit einem Kinde auf den[WS 1] Armen. Einmal hat man auch, als in einer Nacht wieder furchtbarer Lärm gewesen war, früh auf dem Tisch eine sehr alte Münze gefunden, die der angebliche Geist dort zurückgelassen hatte. Natürlich kann ich für die Begründung dieser Erzählung nicht einstehen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: dem
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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite VIII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_A_008.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2021)