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Einige Unterthanen meines Patrons mußten zur Illumination einer Allee Lampen hergeben; sie wurden verwechselt. Den Tag nach diesem Feste entstunden deswegen vielerlei Zänkereien, ich legte solche durch mein Ansehen bei. Nachmittage, da ich vor dem Hause Nikolaus Brummholds des Baders vorübergehe, kommt dieser Verwegene mit entblößten Gewehr, durch Anstiften seines Weibes auf mich los. Hier, schrie er, hier soll sein Gottesacker seyn, und setzte mir das blanke Scheermesser an die Kehle. Schaffe Er meiner Frau ihre Lampe wieder Herr Magister, oder ich ermorde Ihn auf der Stelle.

Ich that einen Sprung auf die Seite, um meinen Degen zwischen den Rockfalten hervorzuziehen, ihn zuentblößen. Ich sahe, daß Peter der Badeknecht, seinen Herrn beispringen wollte. Er fragte mich, mit einer trotzigen Mine, und mit dem Scheermesser in der Hand, ob man ehrlichen Leuten so begegnete, und ein Recht hätte ihnen das ihrige zu entwenden.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 1. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1760, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_1.pdf/112&oldid=- (Version vom 1.8.2018)