Seite:Grandison der Zweite 1.pdf/195

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Amalia. Mein gutes Zutrauen gegen Sie wird sich wieder verliehren, wenn Sie dieses thun. Haben Sie ohne Ihren Leibtrank nicht Muth genug ihre bösen Leidenschaften zu beherrschen; so werden Sie bei demselbigen noch viel weniger im Stande seyn Ihr Vorhaben ins Werk zu richten.

Der Oncle. Ha, ha! Bäsgen, über ihre Rockenphilosophie lache ich. Meine Ehre setze ich zum Pfande, daß ich meinem Leibtranke heute gute Nacht gebe.

Er schenkte sich in der Geschwindigkeit ein Glas nach dem andern ein, trank auf ein ewiges Lebewohl, auf Nimmerwiedersehen, auf das glückliche Halsbrechen seiner Flasche, und s. w. Da sie leer war, schien er tiefsinnig zu werden, er gieng dreimal die Stube auf und ab, mehr als einmal öffnete sich sein Mund zum Reden, er war aber nicht im Stande ein Wort hervorzubringen. Endlich fieng er plötzlich an: Nichts! Keine Einwürfe! Entferne dich auf ewig du Ungeheuer von einer Leidenschaft. (Er ergriff die Flasche.) Lebe wohl du redliche Gefehrtin meiner Tage.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 1. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1760, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_1.pdf/195&oldid=- (Version vom 1.8.2018)