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durch deine Erfindungen erwiesen haben; manchmal bin ich aber auch auf uns alle böse. Du hattest einmal in einem Briefe den Tod der Frau Shirley berichtet, unser Vetter legte deswegen tiefe Trauer an, wir trauerten nicht, und fuhren nach Kargfeld, um einen Besuch bei ihm abzulegen. Solltest du wohl glauben, daß er uns den Thorweg vor der Nase zumachen ließ? Wir mußten umwenden. Meine Schwester und ich verschworen es, seine Thürschwelle jemals wieder zu betreten. Mein Schwager hat seinen Spaß darüber. Er zog sich den andern Tag schwarz an, als wenn seine Mutter gestorben wäre, wir mußten unsres Protestirens ungeachtet mit ihm fahren. Verwünscht! Ich mußte eine schwarze Florkappe überhengen; meine Schwester auch. Nie habe ich mich so sehr geschämet als damals. Das ist wohl die erste alte Frau aus einem Roman die wirklich ist betrauret worden. Unser Oncle ließ gar läuten; und wenn der Pfarrer wäre zu bewegen gewesen, so hätte die gute Frau eine Gedächtnißpredigt, und

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 1. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1760, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_1.pdf/197&oldid=- (Version vom 1.8.2018)