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eine Parentation bekommen. Ueber diesen Possen ist die Glocke in Kargfeld gesprungen, unser Oncle soll eine neue gießen lassen oder die Bauren wollen ihn verklagen. Es gehet die Rede, der Magister hätte der Gemeinde in Kargfeld unter dem Fuß gegeben, sie sollten eine Bittschrift an den Sir Grandison aufsetzen, und um eine Collecte für die Kirche bei ihm anhalten; vielleicht ist es etwan schon geschehen. Der Pastor Wendelin hat am Sonntage vor 8 Tagen, unsern Vetter dergestalt abgekanzelt, weil es eben der Text so mit sich brachte, daß alle Bauren nach dem adlichen Stuhle gesehn haben. Von unsern Familien Umständen weiß ich nichts zu sagen, als daß meine Schwester immer bishero gekränkelt hat. Es kann seyn, daß unser Oncle in einem halben Jahre zweimal Gevatter wird. Nun habe ich mich von Neuigkeiten so ausgeleeret, daß ich nichts mehr zu sagen weiß, als eine alte Wahrheit: daß nie ihren Bruder zu lieben aufhören wird, dessen

aufrichtig ergebene Schwester
Amalia v. S.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 1. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1760, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_1.pdf/198&oldid=- (Version vom 1.8.2018)