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Mannes erblicken sollte. Du wirst glauben, ich stellte die Sache auf einer gar zu schlimmen Seite vor. Wenn Fräulein Julgen an einem alten Manne ihr Vergnügen finden kann, denkst du; wenn sie eine Zuneigung zu ihm haben kann, warum sollte ich sie denn bedauren. Der Regen und die Liebe, fallen so wohl auf Palläste als auf Strohdächer. Es zwingt sie ja Niemand, den Alten zu nehmen. Wenn Ihre Stiefmutter, auf eine unbedachtsame Art manchmal mit ihr scherzet, und ihr mit dem Stifte oder mit unsern Oncle drohet, so muß sie das als Scherz aufnehmen, und mit Scherz erwiedern. Was wollte ich darum geben, wenn dein Urtheil wahr wäre. Die gute Juliane, es kostet mir viele Thränen, wenn ich daran denke. Sie soll, sie muß unserm Oncle ihre Hand geben. Ihre verdammte Stiefmutter –. Ich würde ihr die Augen auskratzen, wenn sie da vor mir stünde, so erbittert bin ich. Sie ist eine von den gemeinen Stiefmüttern, welche sich eine Pflicht und zugleich ein Vergnügen daraus machen, die Kinder erster Ehe zu peinigen.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 1. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1760, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_1.pdf/212&oldid=- (Version vom 1.8.2018)