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Der Maj. Mit dem Degen hoffe ich?

v. N. Keinesweges! Mit dem Degen vertheidige ich mich nur gegen Mörder und Feinde, ich ziehe ihn aber nicht gegen meine Freunde. Meinem irrenden Bruder helfe ich durch vernünftige Vorstellungen zu rechte. Dieses ist der beste Weg, den man wählen kann, ihn zu bessern, und ihn zur Erkenntniß seiner Fehler zu bringen.

Der Baron. Das ist bei meiner Ehre edel gesprochen!

Der Maj. Wenn sie immer so gedacht hätten, wie sie jetzo sprechen, so würde ich die Größe ihres Geistes bewundern. Da aber ihre Thaten nicht mit ihren Worten übereinstimmen, so setzen sie sich in den Verdacht, als wenn es ihnen an Muthe fehlte, Es scheint, daß sie ihre Furchtsamkeit in die Larve der Großmuth, die sie ihren Gevattersmanne abgezogen haben, verstecken wollen; aber die Verstellung ist zu sichtbar. Ein großmüthiger Mann beleidiget niemanden, und also hat er auch nicht nöthig, für

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 2. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1761, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_2.pdf/110&oldid=- (Version vom 1.8.2018)