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ihrer Henriette erinnert werden möchten, eben so wie man zu gleicher Absicht in Deutschland ehemals die Ordenskleider einiger aus den Klöstern entsprungenen Nonnen in den Kirchen aufbehalten hat.

Der 20 war zum Abschiede bestimmt. Oncle Selby weinte wie ein Kind, da ich anfing, mein weitläuftiges und wie ich hoffe wohl ausstudiertes Abschiedskompliment herzubeten. Er drehete sich mehr als zehnmal unter meiner Harangue auf dem Absatze herum, um seine Thränen zu verbergen, die ihm aber doch immer über die dicken Backen herab rolleten. Im Anfang wollte er zwar noch Scherz machen: verrammelte Thür und Thor, rief zum Fenster hinunter, da ich aufstund Abschied zu nehmen; da er aber hernach sahe, daß es Ernst war, wollte er sich über meine Abreise nicht zufrieden geben. Seine Dame und die Fräuleins beobachteten mehrere Anständigkeit. Ich hatte zum Unglück nur auf ein Kompliment studiret, und konnte für die Fräuleins nicht sogleich ein

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 2. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1761, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_2.pdf/174&oldid=- (Version vom 1.8.2018)