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ist, und nur seit einiger Zeit wieder angefangen hat, ihrem Muthwillen den Zügel zu lassen. Diesmal war die Ursache ihres Zwistes diese: ihr Schoßhündgen war von einer Bremse in ihrem Zimmer erbärmlich gestochen worden, sie stellte sich über dieses Unglück ganz trostloß. Der Lord wollte sie zufrieden stellen; sie gab ihm aber Schuld, er hätte das Fenster mit Fleiß offen gelassen, damit er diesem Ungeziefer einen freien Zugang verschaffte, ihr Hündgen zu peinigen. Er schwur, daß er in Jahr und Tag nicht ein Fenster in ihrem Zimmer geöffnet hätte. Wenn sie in dem Zimmer wäre, sagte er, so sehnte er sich nicht nach dem elenden Zeitvertreib am Fenster zu gucken. Weit gefehlt, daß sie durch dieses schmeichelhafte Kompliment wäre beruhiget worden, so schalt sie ihn einen Arglistigen und einen Boßhaften, der sich ein Vergnügen machte, sie zu tücken, um sie hernach bedauern zu können. Ohngeachtet der Lord wußte, daß sie nur nach ihrer Art scherzte, durch die Länge der Zeit hat er endlich ihren Charakter ausstudiret:

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 2. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1761, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_2.pdf/183&oldid=- (Version vom 1.8.2018)