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v. W. und der Gemahlin dieses Weltweisen anzustellen. Diese schien mir in einigen Stücken noch erträglicher, und jetzo wundere ich mich, wie ich nur die geringste Aehnlichkeit zwischen beiden Damen habe finden können, ich bitte es nun der Frau v. W. in meinen Gedanken ab, daß ich sie so beleidiget habe. Sie ist in der That nicht so arg, als Sie und ich denken. Sie hat schlimme Zufälle, das ist nicht zu läugnen: wenn aber ihre gute Stunde kommt, so ist sie leidlich. Die Freundschaft mit dem Major dürfte wohl von keiner allzulangen Dauer seyn, wenn sie inne wird, daß ihn nicht die persönliche Hochachtung, sondern Klugheit und Vortheil reizen sich ihr gefällig zu beweisen. Herr Lampert würde ihn einen schlauen Gast nennen, wenn er ihn genugsam kennte, ich will diesen Ausdruck von ihm entlehnen, um den Charakter des Herrn v. Ln. damit zu bezeichnen. Er hat, wie es mir vorkommt, eben nicht die besten Begriffe von seiner Frau Base; er kennt ihre Fehler und besitzt Herzhaftigkeit genug, ihre diese vorzurücken. In der That

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 2. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1761, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_2.pdf/238&oldid=- (Version vom 1.8.2018)