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seyn, ihr die Zeit zu kürzen, ich habe auch hier ein gutes Mittel ausfündig gemacht, wie er sie besonders sprechen kann. Die Katze der Frau v. W. hat der Fräulein ihr Rothkehlgen gefressen, sie will gern ein anders haben, nehm er also das erste das beste und mache er ihr damit ein Geschenke. Er mag nun versichert seyn, daß es singt oder nicht, so lobe er den vortreflichen Gesang seines Vogels, und unter dem Vorwande, solchen selbst auf ihr Zimmer zu bringen, um ihm da die Flügel zu stutzen, wird er schon einen günstigen Augenblick ablauren, ihr das Briefgen unvermerkt zuzustecken. Ich hoffe nicht, daß er Schwürigkeiten machen wird, der Besorgung der Briefe auf sich zu nehmen. Ich gebe ihm mein Wort, daß ihm daher nicht die geringste Gefahr erwachsen kann, und will er sich dabei nicht beruhigen; so hat er ja wohl so viel Verstand in seinem kleinen Finger, um selbst zu urtheilen, daß man an junge Schönen keine Halsbrechenden Dinge zu schreiben pfleget, und daß der Briefträger also auch nichts zu befürchten hat. Was ich

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 2. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1761, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_2.pdf/254&oldid=- (Version vom 1.8.2018)