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gestellet haben, als wenn Sie die Absichten des Majors nicht merkten: so würde ich stolz darauf seyn, und mich für ein sehr kluges Mädchen halten, auf die Art könnte ich weiter sehen als Sie. Machen Sie mich nur in Zukunft zur Vertrauten bei Ihrer Liebe, einmal weiß ich doch um Ihr Geheimniß, und wenn Sie mich auch überreden wollten, daß Sie gegen den Major unerbittlich wären; so glaubte ich Ihnen dieses eben so wenig, als Sie es thun würden, wenn ich Ihnen sagte, ich hätte innliegenden Brief nicht ganz gelesen. Brauchen Sie ja nicht ein so geringes Versehen, als das ist mit der Addresse des Briefes, zum Vorwande, gegen mich über den Hrn. v. Ln. sich erzürnt anzustellen, ich werde doch nicht glauben, daß es Ihnen von Herzen geht. Ueberhaupt lege ich diesen Fehler zu seinem Vortheil aus. Ich habe zwar von den Empfindungen der Liebenden sehr undeutliche Begriffe: so viel sehe ich aber doch ein, daß seine Neigung eine der heftigsten seyn muß; seine Gedanken mußten sich ganz in Sie verlohren haben; er

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 2. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1761, Seite 256. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_2.pdf/258&oldid=- (Version vom 1.8.2018)