Seite:Grandison der Zweite 2.pdf/26

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diesen Fehler zu verbessern und bat mich Millionen mal um Verzeihung. Wenn mir recht ist, so gelobte er mir eine ewige Treue. Ehe ich noch den Brief ganz durchgelesen hatte, trat meine Mutter mit einem verdrüßlichen Gesichte in das Zimmer, welches mich muthmaßen ließ, daß es einen kleinen Zwist zwischen meinem Vater und ihr müßte gesetzt haben, der zusammengedruckte Brief sahe dem Zankapfel sehr ähnlich. Das Fräulein hat doch noch, sagte sie, den albernen Misch in die Hände bekommen? Zerreißen Sie ihn den Augenblick in tausend Stücke und werfen Sie den Plunder zum Fenster hinaus. Ich war im Begriff, diesen Befehl meiner Mutter zu erfüllen, Sie wissen, daß Sie von jedermann, dem Sie zu befehlen, ein Recht zu haben glaubt, einen blinden Gehorsam fordert, und ich wünschte, daß mir nie ein Gebot von ihr schwerer zu erfüllen seyn möchte, als dieses. Allein mein Vater befahl mir gerade das Gegentheil. Unterstehe dich – willst du – sagte er, da ich eben das Urtheil meiner Mutter vollstrecken wollte,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 2. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1761, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_2.pdf/26&oldid=- (Version vom 1.8.2018)