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wären. Die ich nur einigermaßen kenne, suche ich sehr genau zu befolgen. Es ist mir gesagt worden, daß man sich erstlich der Sprache der Augen bedienen müsse, ehe man Mund und Feder dürfe reden lassen. Ich habe dieses Gesetz getreu erfüllt. Meine Augen haben sich Stunden lang mit den Ihrigen besprochen; ich habe Ihnen mehr als einmal meine Empfindungen dadurch so deutlich entdeckt, als es diese Sprache zuläßt: Sie haben mir aber nie eine Antwort ertheilet, die von aller Zweideutigkeit wäre frei gewesen. Dieses hat mich berechtiget, zu der Feder meine Zuflucht zu nehmen, um Ihnen, wenn die Sprache meiner Augen nicht wäre redend gnug gewesen, Ihnen durch die Feder das Geständniß deutlicher zu wiederholen, daß ich Sie anbete. Es stehet in Ihrer Hand, mich zu den glücklichsten Bewohner der Erden zu machen, wenn Sie meine Wünsche nicht ganz unerhört seyn lassen. Doch bin ich nicht zu unbescheiden, mich in Ihre Gewogenheit eindringen zu wollen, ehe ich Ihnen Beweise meiner Aufrichkeit

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 2. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1761, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_2.pdf/272&oldid=- (Version vom 1.8.2018)