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aus, und sie hat geglaubet, bei dem Major etwas mehr als Höflichkeit gegen uns wahrgenommen zu haben; wenigstens befürchtete sie so etwas in Zukunft. Sie wollte also ihre liebe Tochter für aller Versuchung bewahren, und das Feuer gleich in der Asche ersticken. Sie mischte mich mit in den Handel, um Ihnen von dem Herrn v. Ln. eine üble Meinung beizubringen. Ihre Erfindung war eben nicht eine von den besten, sie war auch eben nicht übel ausgesonnen. Vermuthlich trauete sie uns nicht zu, daß wir ihm einen Vorhalt thun würden, daß er uns beide boßhaft hätte hintergehen wollen: dadurch wäre der Betrug offenbar worden. Sie sahe ein, daß wir aus Klugheit schweigen und ihn nur mit einer heimlichen Verachtung strafen würden. Wenn wir unsern Verdruß wollten sichtbar werden lassen, dachte sie, wäre dieses nicht eben so viel, als ein Geständniß, daß jede von uns vorhero seine Gunst gewünscht hätte? Ja ja, dieser Einfall sieht ihr vollkommen ähnlich.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 2. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1761, Seite 280. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_2.pdf/282&oldid=- (Version vom 1.8.2018)