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und gelesen. Nicht genug hieran, so haben sie den armen Andräs von Pilatus zu Herodes herum geführet, daß er bald ein paar Schuhe darüber zerrissen, und nur noch von Glück zu sagen gehabt, daß sie ihn nicht gar für einen Spijon angesehen. Darum dachte ich: mit solchen Dingen unbeworren! Ich hielt auch sogar gefährlich, die Briefe lange in meinem Hause zu haben. Wenn ich gewußt hätte, wer er wäre, so hätte ich sie ihm noch denselbigen Abend wiedergebracht. Die ganze Nacht hindurch ist mir kein Schlaf in die Augen kommen, und wenn sich nur was regte, so dachte ich, es geschähe Haussuchung, man wollte die Briefe holen, und mich in Ketten und Banden schmieden. Um nun der Marter loß zu werden, nahm ich sie frühe, so bald der Himmel grauete, band sie an ein paar große Steine, und trug sie, wie ein paar junge Katzen, ins Wasser. Ich hätte zwar den kürzesten Weg gehen und sie verbrennen können; aber ich sorgte, dieses möchte mir Verdruß bringen, ich habe gehört, daß der

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Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 2. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1761, Seite 300. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_2.pdf/302&oldid=- (Version vom 12.12.2022)