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die erste gelehrte Vergleichung, die Sie wieder machen, mit einem lateinischen Briefe zu bestrafen. Ich kann noch ziemlich gut dekliniren, Ancilla und Scamnum macht mir eben keine Schwürigkeiten. Sie haben nun einmal meinen Trieb rege gemacht, bey aller Gelegenheit etwas gelehrtes auszukramen; schreiben Sie Sich es also selbst zu, daß Sie diesmal einen Brief, nach den Regeln des Lampertischen Geschmacks eingerichtet, von mir erhalten, das ist, in welchen so viele Sprüchwörter und Sentenzen eingestreuet sind, als ich werde aufbringen können. Eine habe ich schon auf der Zunge, ich will Sie damit bestechen, daß Sie meinen Scherz nicht für eine Satire aufnehmen. Ihnen gefällt mein aufgeräumtes Gemüth. Sie nennen es einen glücklichen Charakter, daß ich mich nicht immer mit einem Haufen Sorgen schlage, und ein Vergnügen darinne finde, mich selbst zu beunruhigen: aber Sie irren Sich. Sie haben bei Ihrer furchtsamen und ängstlichen Gemütsart, die Sie Sich zueignen, vor mir gar vieles zum Voraus.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 2. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1761, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_2.pdf/31&oldid=- (Version vom 1.8.2018)