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auch keine tödtliche Streiche beibringen. Es ist eben nicht auf Leben und Tod angefangen; aber wenn man alle Beleidigungen mit dem Mantel der christlichen Liebe zudecken wollte: so käme es endlich dahin, daß man jedem Unverschämten zum Gespötte diente, das muß nicht seyn.

Das darf auch nicht seyn. Es giebt unterdessen wohl andere Wege, dadurch man dieses Uebel vermeiden kann. Ich dächte, wenn man den Herrn v. N. wollte zu erkennen geben, daß man mit seinem Bezeigen nicht zufrieden wäre, so dürfte man nur seine Gesellschaft vermeiden, und ihn den Zutritt in unser Haus versagen. Aber zwei Personen wegen einer Kleinigkeit, die man übersehen könnte, in Lebensgefahr zu setzen, das heißt, die Sache zu weit treiben. Sie glauben, der Herr v. N. wäre furchtsam, ich will es zugeben; aber die Furchtsamen, wenn sie sich in Gefahr sehen, sind der Verzweifelung nahe. Wie? wenn nun ein Unglück entstünde?

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 2. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1761, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_2.pdf/81&oldid=- (Version vom 1.8.2018)