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Ich glaube, das Mädchen wird mir noch Mordgeschichte erzählen. Das wäre mir recht, daß ich mich an solchen nichtswürdigen Dingen blind lesen sollte. Ich wette, das sind Ihre Gedanken gewesen bei Eröffnung meines Briefes. Ich habe großes Mitleiden mit dem armen Manne, der vergangene Nacht einen Theil seines Vermögens verlohren hat; allein Sie haben sich geirret, es war weder meine Absicht Ihnen eine unglückliche Begebenheit, die Sie vermuthlich schon wissen, zu widerholen, noch weise Betrachtungen darüber anzustellen. Diese darf ich nur anbringen, wenn ich wünsche, daß meine Briefe sollen ungelesen bleiben. Es können sich an einen Orte und zu gleicher Zeit Begebenheiten von einerlei Art zutragen, dieses ist wirklich hier geschehen. Es ist gestern ein doppelter Diebstahl hier verübet worden, aber nicht von einer Person, noch in einem Hause. Von dem geringern spricht jedermann, es ist darüber ein Unglück in dem Orte, als wenn eine Million aus einem königlichen

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 3. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1762, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_3.pdf/152&oldid=- (Version vom 1.8.2018)