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ich gleich kein Mitglied dieser berühmten Akademie bin, so protestirte ich doch darwider aus allen Kräften. Der Kranz von Buchsbaum verbreitete eine Art von Todtengeruch in dem Saale, daß mir darüber eine Ohnmacht anwandelte. Dieses bewog den Baron, meinen Oncle zu bereden, diesen garstigen Kranz fortzuschaffen. Er ließ sich auch mit dem Magister in einen Streit hierüber ein, und behauptete, daß der Buchsbaum heutiges Tages eben das sey, was die Myrthen oder Cypressen bei den Alten gewesen, und daß man diesen also nur bei traurigen Begebenheiten brauchen dürfte. Im Gegentheil verträten die Tannen oder Fichten die Stelle des Epheus der Alten, und könnten bei frohen Gelegenheiten gebraucht werden. Die Weinschenken pflegten Kränze von Tannenzweigen auszuhängen, da nun das Zeichen des Weins jederzeit das Zeichen der Fröhlichkeit gewesen wäre, auch der Wein, oder in Ermangelung desselben, die bloße Vorstellung davon den Rednern und Dichtern große Dienste leistete:

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Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 3. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1762, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_3.pdf/200&oldid=- (Version vom 1.8.2018)