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läßt er mich über den schwersten Text predigen. Gleichwohl will ich nicht gerne mit Schimpfe bestehen, und ein paar parfumirte Handschuhe, wie er bekommen hat, wären mir auch willkommen. Es ist aber nicht recht, daß der Herr Magister mir, als einem alten Manne, so schweere Dinge aufbürdet, daß mir ganz schwindelt wird vor den Augen, und ein kalter Schweiß vor die Stirn tritt, wenn ich an diese Arbeit gedenke. Ich habe überdem noch bei meinem Alter ein gewisses Malheur an mir, daß mir oftmals die Gedanken vergehen, besonders wenn ich etwas aus dem Kopfe entwerfen will. Neulich hatte ich einmal vergessen, daß es Sonntag war, ohngeachtet ich den Tag vorher das Kirchenstück probiret hatte, und wenn mich der Herr Pfarr nicht an das Läuten hätte erinnern lassen, denn meine Frau hatte es auch vergessen, so wäre keine Kirche gehalten worden. Einmal mochte ich in der Kirche ein Bißgen eingeschlummert seyn, es war vergangenen Sommer in der Erndte, und da ich erwachte,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 3. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1762, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_3.pdf/211&oldid=- (Version vom 1.8.2018)