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sogar gezwungen, sie zu entwerfen; er hat mich todtgeschlagen, indem er durch eine so tirannische Zunöthigung, die mit den schrecklichsten Drohungen begleitet war, mich in solche Gemüthsunruhe versetzet, daß es kein Wunder seyn würde, wenn ich wie jener Prinz in einer Nacht grau worden wäre, wie denn meine Gesundheit ein merkliches dadurch gelitten, und mein Lebensfaden vieles von seiner Länge verlohren hat. Da es also erwiesen ist, daß der Boshafte einen nützlichern Weltbürger todgeschlagen, als Caßius und Brutus, so ist klar, daß die Uebelthaten des erstern größer sind als des letztern, und mithin auch der nachdrücklichsten Ahndung würdig sind.

Die mehresten Kaiser der ersten Jahrhunderte werden als abscheuliche Unmenschen voll den Schriftstellern abgeschildert, die Herren, welche ein so schreckliches Bild entworfen, haben nie einen Tirannen vor sich gehabt, sie würden sonst gelinder mit ihnen verfahren seyn. Warum muß ein Tiber alle erdenkliche Schmähreden über sich ergehen

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 3. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1762, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_3.pdf/22&oldid=- (Version vom 1.8.2018)