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Exempel, ist ein arte factum, er mag eine natürliche Gabe zum Plaudern und Zanken haben, oder von Natur so sanftmüthig seyn wie ein Lamm, wenn er in seiner Kunst ausgelernet hat, so gewinnt er die schlimmsten Processe. Woher kommt das? Aus keiner andern Ursache, als weil er durch die Kunst aus weiß hat lernen schwarz machen, und ihm, gleich wie einem Staar, die Zunge gelöset ist, daß er reden kann was er will. Allein laßt ihn einmal einen Triller schlagen, so werdet ihr sehen, daß er dieses zu thun nicht im Stande ist, wenn die Natur seine Kehle nicht dazu aptiret hat. Es hat mit einem Musikus eben die Bewandniß wie mit einem Kalendermacher, dieser mag rechnen können wie er will, er mag den Himmel durch sieben und siebenzig Ferngläser beschauen, dem ungeachtet wird das Wetterprognosticon nicht zutreffen, oder die Prophezeihung von Krieg und Frieden in Erfüllung gehen, wenn ihn nicht die Natur zu einen Kalenderschreiber gebildet und ihm die Gabe, zukünftige Dinge vorherzusagen,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 3. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1762, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_3.pdf/224&oldid=- (Version vom 1.8.2018)