Seite:Grandison der Zweite 3.pdf/30

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Meilen nachgelaufen, eine andere ist gar über ihn närrisch geworden, und seine Frau hat vor Sehnsucht einen Anfall der Schwindsucht bekommen, daß er nicht so bald als sie gewünschet, Hochzeit gemacht. Ich habe mein Gedächtniß, meine Leidenschaften, meinen Körper strappaziret wie die Hunde, um ihm so ähnlich zu werden, als mir möglich gewesen; ich habe meine Wirthschaft, und überhaupt alles, was nur einer Veränderung fähig ist, nach dem Geschmack des Herrn Grandisons eingerichtet; von mir bis auf meinem Wigand, den ich Jeremias nenne, ist alles Grandisonisch, und es fehlet mir nichts, als ein Fresko, den ich mir auch noch anzuschaffen gedenke: dem ungeachtet will es bei den Mädchens nicht recht mit mir fort. Ich habe hierüber meine eigene Gedanken, und glaube, unsere Nymphen sind nicht fein genug, die Schönheiten des Verstandes, die bei andern Nationen am ersten in die Augen leuchten, zu empfinden. Herr Grandison ist auch in Deutschland gewesen, aber ich habe

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 3. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1762, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_3.pdf/30&oldid=- (Version vom 1.8.2018)