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ich sahe aus der geschwindern oder langsamern Bewegung ihrer Finger, wie ihr mein Antrag gefiel. Da ich genugsame Gründe vor mir hatte, ihre Minen für mich günstig zu erklären, so wendete ich die andere Art der Beredsamkeit bei ihr an, um sie vollkommen zu überwinden, ich wagte es, ihr verschiedene kleine Geschenke zu machen, und da sie diese nicht ausschlug, ließ ich sie immer höher steigen, bis ich ihr einen Ring an den Finger practicirte, der mir so hoch zu stehen kam, daß ich in der Messe damals meine Zeche im Gasthofe schuldig bleiben mußte. Sie beschenkte mich davor mit einem vierblättrichten Kleeblat, das sie eben im Garten gefunden hatte. Da ich dieses erhielt, zweifelte ich nicht mehr an meinem Glücke, ich schickte, wie Sie wissen, meinen Abgeordneten ab, um das Fräulein zu werben, und war des guten Ausganges meiner Sache so gewiß, daß ich diesfalls allezeit tausend Thaler gegen einen Groschen hätte setzen wollen. Nun sind Sie hoffentlich überzeugt, daß ich meine Zeit nicht müßig zugebracht, sondern mich vielmehr zu ihrem Vortheile beschäftiget habe. Nach vielem Kopfbrechen ist es mir endlich gelungen, diese Regeln, die ich Ihnen hier mittheile, zu erfinden. Ich billige Ihr Vorhaben, dem Fräulein etwas zum heilgen

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Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 3. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1762, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_3.pdf/313&oldid=- (Version vom 1.8.2018)