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wollen. Gewinnt das Loos, so ist es beinahe so gut, als wenn Sie ihr eine Summe, die dem Gewinnste gleich ist, geschenket hätten; verlieret es, so haben Sie weiter nichts als eine Hand voll Geld verlohren. Mich dünkt, dieser Rath ist nicht zu verwerfen. Wollen Sie aber das gewisse fürs ungewisse nehmen, so kaufen Sie ihr eine Galanterie, und bezaubern Sie die Schöne zur Vergeltung wieder, die Sie bezaubert hat, wenn Sie sich einer goldnen Uhr oder einer Sache von gleichem Werth hierzu bedienen, so ist dieses kräftiger als alle verliebte Blicke, die vor sich eben so wenig Kraft haben, als die Stäubgen, womit die Sonne spielt, die aber alle zu abgedrückten Pfeilen werden, welche das Herz eines Frauenzimmers durchdringen, wenn Ihnen ein ansehnliches Geschenke Gewicht und Nachdruck ertheilet.

Ich denke, daß ich Sie nun in Ansehung Ihrer Liebe befriediget habe, ich will Ihnen nur noch ein Wort von Ihrem Pfarrer sagen. So wenig dieser ehrwürdige Mann zu dem Innhalt meines Briefes sich zu schicken scheinet, so muß ich ihn doch eine Stelle in solchem einräumen. Ich bedaure ihn aufrichtig, daß er Ihre Gunst verlohren hat, ich weiß, daß dadurch seiner Küche mancher Braten entgehet;

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 3. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1762, Seite 314. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_3.pdf/316&oldid=- (Version vom 1.8.2018)