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für seinen Ehrgeiz ein höheres Ziel, als das kleine Island ihm bieten kann. Laßt ihn zurückgehen dahin, woher unser großer Ahn, der Wiking Ufeig stammt, dem sie dem Beinamen ‚Klumpfuß‘ gaben.“

Wohl ausgerüstet, und von den Segenswünschen aller begleitet, verließ diesmal Gretter das väterliche Haus und ritt nach dem Isafjord hinauf. Auf demselben Schiffe hatte auch der junge Thorbjoern Ferdalang Passage genommen.

Die Thorbjoerns, reich und stolz, im Süden der Insel wohnend, waren den Leuten auf Bjarg feind und namentlich dem Gretter, auf dessen große Kraft und wachsenden Ruhm sie voll Neid hinsahen.

„Gretter hat nicht den geringsten Mut, wenn die Übermacht ihm nicht zur Seite steht!“ Das hatte einst Ferdalang bei einem öffentlichen Gelage spottend gesagt. Und dieses herausfordernde Wort hatte seinen Weg gefunden zu den Trinktischen auf Bjarg und die Mißstimmung dort nur verschärft.

Daher rieten die Freunde dem Ferdalang: „Reise nicht auf demselben Schiff zusammen mit Gretter. Ihr beide auf einer Planke, nein, das giebt nichts Gutes!“ –

„Pah! das sollte meinen Reiseplan ändern? Sprecht mir nicht davon! Beschlossen ist beschlossen!“ sagte Ferdalang und machte sich reisefertig.

Er kam aber so spät zum Fjord hinab, daß das Schiff bereits unter Segel lag.

Am Strande von Gaaser lag ein Holzschoppen mit Lagerräumen und einem Obdach für die Matrosen. Dort sollte von den Leuten soeben die Abendmahlzeit eingenommen werden. Die Matrosen waren an den Strand gelaufen, um sich die Hände zu waschen.

Da sprengte Thorbjoern Ferdalang herbei, ein stolzer, kraftvoller Edeling.

„Was giebts Neues, Herr,“ fragten die herzuspringenden Matrosen, als sie dem Recken Pferd und Bügel hielten.

„Nichts von Belang! – Es müßte denn sein, daß der alte Asmund auf Bjarg neulich gestorben ist.“

„Da hat ein biederer Bauer die Welt verlassen,“ sagten die herumstehenden Leute. „Aber sprich, woran starb der Greis?“

„Ein geringes Ding brachte den Recken ums Leben. Er fand seinen Tod, indem er, wie ein Hund, vom Rauch der Badestube erstickte.

Empfohlene Zitierweise:
Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/102&oldid=- (Version vom 1.8.2018)