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Nach diesen Worten lehnte Asmund sein greises Haupt in die Kissen zurück und verschied.

Er hatte auf Bjarg eine christliche Kirche erbaut. Neben ihr wurde er auch begraben, unter dem Geleit aller Männer seiner Harde, welche in seinem Hingang einen schweren Verlust tief betrauerten.

Atle übernahm an der Seite der Mutter die Wirtschaft und führte sie mit allem Fleiß. Gegen Ende des Sommers beschloß er eine Reise nach dem äußersten Westen der Insel, nach Snaefellsnes, um dort getrocknete Fische für den Winter einzukaufen. Zu diesem Zwecke wurden sieben Pferde mitgenommen, um die gekauften Waren darauf zu verfrachten, nebst fünf Knechten.

Auf dem Hinwege sprach er auf Melar vor, um dort seine Schwester Ranveig und seinen Schwager Gamle zu besuchen.

Der Bruder Gamle’s, Grim Torhallsohn, schloß sich ihm für diese Reise an. Nach Erledigung des Geschäftes kehrte die Karawane auf demselben Wege zurück.

Thorbjoern Oexnamegin hatte von dieser Reise gehört, und stiftete zwei junge Männer, den Gunnar und den Thorgeir, die Söhne Thorer’s auf Gard, welche gerade in seinem Hause zum Besuch waren, an, dem heimkehrenden Atle aufzulauern und aus dem Hinterhalt ihn zu überfallen.

Das geschah.

Sobald Atle’s Karawane Gard passierte, verlegten beide Brüder, unterstützt von sechs reisigen Knechten, ihm den Weg.

„Ihr Leute von Bjarg, gebt Genugthuung für Thorbjoern Ferdalang, den Gretter erschlug,“ riefen sie.

„Meine Sache ist es nicht, diese Buße zu zahlen,“ erwiderte Atle ruhig, „und dein Recht ist es noch weniger, sie zu fordern.“

„Wenn nicht mein Recht, so doch mein Wille,“ schrie Gunnar. „Auf, greift sie an! Laßt uns diese Gelegenheit nützen, so lange Gretter noch fern ist.“

Sie waren acht gegen sieben.

„Es kann uns weder Ehre noch Nutzen bringen,“ sagte Atle, „wenn wir uns gegenseitig unsere Knechte hier tot schlagen. Gunnar, stelle dich doch allein zum Kampfe mir gegenüber. Wir beide wollen mit einander den Streit ausfechten.“

Aber das wollte Gunnar nicht.

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Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/105&oldid=- (Version vom 1.8.2018)