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Es lag nach Gesetz und Recht dem Gretter ob, diese Genugthuung zu fordern, wenn er nach Island zurückgekehrt sein würde. Das schien noch lange hin. Und einstweilen saß Thorbjoern Oexnamegin, wenn auch von vielen ob dieser feigen That verachtet und gehaßt, doch unverfolgt auf seinem Hofe.


Kapitel 21.

Die Schwimmprobe.

Wir verließen Gretter in dem Augenblick, als er in Hoerdeland angekommen, einen Küstenfahrer bestieg, um nordwärts zu gehen, nach Drontheim zu, dort König Olaf aufzusuchen.

Auf der Reise nach demselben Ziele befanden sich auch zwei andere junge Isländer, nämlich Thorgeir und Skegge, Söhne des Thorer, eines angesehenen Häuptlings, der auf Gard im Adalthale wohnte. Thorer war ein welterfahrener Mann, hatte viele Reisen und gewinnbringende Handelsgeschäfte gemacht. In Norwegen war er sehr bekannt und erfreute sich der besonderen Gunst des Königs Olaf, sowie des Bischofs Sigurd, der es nicht für zu gering geachtet hatte, ein Kaufmannsschiff, welches Thorer in Norwegen sich hatte bauen lassen, mit seinem Segensspruch zu weihen. Dieses Schiff hatte nun ausgedient und sein Herr war des Reisens müde. So ließ er denn das Fahrzeug zerschlagen und als altes Holz aufbrauchen, welches in dem so holzarmen Island ein Schatz war. Dagegen die beiden geschnitzten Gallionsfiguren brachte er zur Erinnerung, wie zum Schmuck, über seiner Hausthüre in Gard an. Zugleich dienten ihm dieselben dort als Wetterpropheten. Denn, wenn ein sausender Ton in dem einen Bildwerk sich hören ließ, dann gab es sicher einen Sturm aus Süden, und, wenn in dem anderen, einen Sturm aus Norden.

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Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/110&oldid=- (Version vom 1.8.2018)