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Selbst reifere Knaben werden gerne nach diesem Buche greifen, aus dem ein so kraftvoller, reiner und edler Geist spricht; zumal die Abenteuer, welche unser Held erlebt, wahrhaft überraschend, den Erlebnissen eines Robinson Crusoe an Abwechselung wenig nachstehen.

In jener Zeit, wo, angeregt durch ein hohes Vorbild, das allgemein erwachte Interesse und die Reiselust den Norden suchen, wird der Blick in das reiche Leben des alten Island, des sagenumsponnenen, wie es sich vor tausend Jahren dort aufzurollen begann, nicht unwillkommen sein.

Hier auf Island hatte sich der am eigentümlichsten ausgeprägte Teil der Normännischen Aristokratie niedergelassen, und, geschützt durch seine insulare Tage vor fremdartigen Einflüssen, aus sich selbst heraus einen Staat von dreihundertjähriger, außerordentlicher Blüte geschaffen.

Das heute so arme Island, im Innern verwüstet von Lavaströmen, Gletschern und Stürmen, stand damals, begünstigt von einem besseren Klima, in hoher Kultur. Und während heute in diesem Lande, welches an Größe dem vereinigten Bayern und Württemberg gleichkommt, der reichste Bauer auf einem Gute von 80 000 Kronen Wert über ein Jahreseinkommen von nur 3320 Kronen verfügt (eine Krone = 1 Mark 12 Pfg.), ritten damals die Recken mit fürstlicher Pracht zum Althing auf, und auf ihren Edelhöfen fand sich reicher Besitz und feines Gerät, zusammengebracht aus landwirtschaftlicher Arbeit, fleißig betriebenem Handel, heimgebrachter Kriegsbeute und dem Dichterlohn fahrender Sänger, erworben an fremden Königshöfen.

In der That, die in der Zeit der Sturlungen von 1200 bis 1300 auf Island entstandene klassische Litteratur hat ein Recht, ebenso unvergänglich fortzuleben, wie die klassische Litteratur der Griechen aus der Zeit des Perikles. –

Dem Buche ist eine historische Karte beigegeben, welche die Örtlichkeiten, an denen die einzelnen Abenteuer sich abspielen, genau verzeichnet.

Und so können wir denn dieses Buch entlassen auf den Markt in der guten Zuversicht, der deutschen Lesewelt nicht bloß etwas völlig Neues, sondern auch eine Gabe von bleibendem Wert zu bieten.

Der Verfasser.     

Empfohlene Zitierweise:
Emil Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite VIII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/14&oldid=- (Version vom 1.8.2018)