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Er holte mit dem Schwert aus, und trennte dem Liegenden den Kopf vom Rumpfe.

„Nun weiß ich, was für einen Nutzen es bringt, Waldgangsmänner in meine Hütte aufzunehmen!“ – sprach Gretter finster zu sich selbst.

Er warf den Leichnam aus der Hütte, und vergrub ihn.

Der Winter verlief nach diesem Erlebnis für Gretter doppelt trübselig, und die dunklen Nächte wurden zwiefach ihm zur Qual!! – –

Thorer auf Gard hatte den gleichen Gedanken gefaßt, den Gretter, von dessen Aufenthalt er gehört, durch einen gedungenen Meuchelmörder zu töten.

Ein Mann, Namens Thorer Rothbart, schien ihm dazu das geeignete Werkzeug, ein wilder Geselle von robuster Kraft, der manch’ einen Totschlag schon auf seinem Gewissen hatte, und deswegen über ganz Island hin geächtet war.

Thorer ließ ihn zu sich kommen, und fühlte ihm auf den Zahn.

„Du sollst Gretter, den Starken, töten!“ – –

„Herr! das ist leichter gesagt, als gethan!“ erwiderte Rothbart.

„Ich verspreche viel,“ fuhr Thorer fort. „Ich werde auswirken, daß deine Acht aufgehoben wird. Und nicht bloß den großen Preis sollst du haben, der auf Gretters Kopf gesetzt ist, sondern auch noch reiche Habe dazu!“ –

„Das lockt!“ sagte Rothbart. „Aber es bleibt ein gefährliches Ding. Denn Gretter ist stark wie ein Riese, und klug wie eine Schlange!“ –

„Um so größer,“ sagte Thorer, „wird der Ruhm deiner Männlichkeit sein, wenn du ihn erschlägst!“ –

Rothbart willigte endlich ein, und beide entwarfen den Plan zum Angriff. Dann reiste Rothbart nach dem Ostlande ab, um jeden Verdacht zu meiden. Erst auf Unwegen kam er nach der Arnarvatnsheide, zu Gretters Hütte.

Gretter stieg soeben, einen Kescher in der Hand, und ein Gericht Fische darin, von dem Seeufer herauf, und schritt seiner Hütte zu.

Rothbart trat grüßend ihm in den Weg.

„Nimm mich zu deinem Gesellen an!“ – sprach dieser. „Ich bin geächtet, wie du, und von jeher thaten die Unglücklichen sich zusammen. Ich verspreche, dir treu zu dienen!“

„Zwischen Versprechen und Worthalten fehlt oft die Brücke,“ sagte Gretter. „Ich traue keinem Waldgangsmanne mehr!“ –

Empfohlene Zitierweise:
Emil Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/162&oldid=- (Version vom 1.8.2018)