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„Spielerei! – Freundchen, Spielerei!“ sagte Gisle. „Laß mich die Sache in Ordnung bringen, sobald meine Ladung hier gelöscht ist!“ –

„Sieh’ dich vor, Gisle,“ warnte Thord, „mit diesem Gretter ist schlecht spaßen!“ –

„Keine Sorge! Keine Sorge!“ sagte Gisle. „Ich habe härteren Strauß bestanden, als diesen. Als ich mit König Kanut, dem Mächtigen, von Dänemark aus auf Heerfahrt zog, (Kanut, der Mächtige, König von Dänemark, Norwegen und England, starb 1035) da hat mir niemand vorgeworfen, daß ich meinen Platz nicht behaupten kann. Falls ich mit dem Gretter handgemein werde, dann soll er mich und meine Waffen kennen lernen!“ –

„Bist du so siegesgewiß,“ sagte Thord, „so hole dir doch den „Preis! – Es stehen 96 Lot Silber auf Gretters Kopf!“ –

„Das ist viel!“ sagte Gisle. „Das ist viel! Um des Geldes willen, was thut nicht der Mensch alles, und besonders der Kaufmann?! – Also im Herbste, wenn meine Ladung hier gelöscht sein wird, beabsichtige ich zum Winteraufenthalt hinauf zu gehen nach Oelduhrigg auf Snaefellsnes! – Komm’ ich denn da an dem Fagraskogarfelsen vorüber?“ –

„Just vorüber!“ bestätigte Thord. „Der Weg führt unten am Fuß hart vorbei!“ –

„Schon recht!“ fiel Gisle ein, „dann wird die Sache keinesweges auffällig. Ich reite, wie aus einem Spazierritt, nur von zwei Knechten begleitet; und dann unterwegs, so aus dem Handgelenk, wird die Sache abgemacht.“

„Vortrefflich,“ sagte Thord.

„Aber,“ fiel Gisle rasch ein, „Freundchen, nicht geplaudert, nicht geplaudert! – Denn, bekommt Gretter Wind davon, daß ich es bin, der ihn angreifen will, so fliegt der Vogel, fürcht ich, aus dem Nest hinaus!“ –

Thord verabschiedete sich, und schwieg.

Aber, haben nicht die Wände Ohren? wie das Sprichwort sagt.

Auf dem Schiffe hatten Freunde Bjoerns jenes Gespräch erfahren, und sagten es diesem Wort für Wort wieder.

Gretter erfuhr alles von Bjoern.

„Nun zeige deine Männlichkeit, Gretter,“ sagte Bjoern. „Wisch dem Prahlhans eins aus, daß er seinen Denkzettel behält, aber schone sein Leben!“ –

Empfohlene Zitierweise:
Emil Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/175&oldid=- (Version vom 1.8.2018)