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„Nein, gegen den Teufel zu fechten, habe ich nicht gelernt!“ rief Gisle zurück. Mit diesen Worten warf er seine Waffen von sich, und ergriff die Flucht.

Gretter folgte ihm langsam, eingedenk der Mahnung des Bjoern: „Töte ihn nicht, aber züchtige ihn!“

Gisle warf nun in seiner Angst, um schneller laufen zu können, ein Kleidungsstück nach dem andern von sich.

Als er das Kaldathal, Asloegarflied und Kolbeinstaetten durchquert hatte, und an dem Ufern des hochangeschwollenen Haffjardar-Baches angekommen war, hatte Gisle nur noch sein Hemde an.

Gretter, der dem Flüchtling immer Vorsprung und Zeit gelassen hatte, sein Kostüm nach Bedarf zu vermindern, war nun des Spielens satt. Am Bachrande stellte er den Flüchtling.

„Sag mir, bist du der Gisle, welcher den Gretter, Asmunds Sohn hier antreffen wollte?“ –

„Angetroffen habe ich ihn,“ wimmerte Gisle; „aber, wie komme ich wieder von ihm los? – Behalte, Gretter, alle meine schönen Sachen, und laß mich um diesen Preis weiter ziehen!“ –

„Du magst für diesmal entwischen, du feige Memme, aber nimm diesen Denkzettel mit!“ –

Mit diesen Worten zog Gretter dem Gisle das Hemde über den Rücken, drückte diesen nieder, und ließ eine Rute, die er unterwegs geschnitten hatte, so wuchtig auf dem Gesäß des Prahlers, tanzen, daß Gisle wie toll umhersprang, und drehend und wendend sich den Schlägen zu entziehen suchte. Aber Gretters Faust hielt mit eisernem Griff den Nacken des Gecken umklammert, und seine Rute schlug unablässig den Takt zu Gisles tanzenden Füßen.

„So, du Prahlhans, nun bist du abgestraft!“ –

Als Gisle auf die Beine kam, sprang er wie toll in den aufgeschwollenen Bach, und suchte sich hinüber zu retten. Zur Nacht kam er auf dem Hofe Hroßholt ganz erschöpft an. Dort lag er eine ganze Woche krank im Bette, da sein ganzer Körper aufgeschwollen war. Von hier aus brachten ihn die Leute in sein Winterquartier nach Oelduhrigg auf Snaefellsnes.

Gretter kehrte am Bachrande um, las auf dem Rückwege alles zusammen, was Gisle in seiner Angst weggeworfen hatte, und trug es sodann hinaus in sein Quartier nach dem Fagraskogarfelsen. Auch die Packpferde wurden seine Beute.

Empfohlene Zitierweise:
Emil Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/178&oldid=- (Version vom 1.8.2018)