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Gretter hatte, als er Mutter und Tochter glücklich am bergenden Ufer niedergesetzt hatte, denselben Weg, den Fluß durchwatend, noch einmal zurückgelegt, nur rascher, sorgloser, weil auf sich selbst gestellt und mit dem Gange schon vertraut.

Er schüttelte am andern Ufer das Wasser aus seinen Kleidern, schlug die Arme kräftig in einander, um sich zu erwärmen, und schritt dann rüstig aus, auf den Hof Sandhaugar zu.

Es war Dämmerung, als er das Haus betrat. Er wechselte rasch die Kleider, und bestellte das Abendessen.

In scheuer Befangenheit trug das Gesinde auf. Das plötzliche Erscheinen dieses fremden Mannes, sein starker Gliederbau, sein kühner Entschluß hier diese gefährliche Nacht zu wachen, sein Gang durch den angeschwollenen Fluß; das alles hatte sie erfüllt mit einem Gefühl, das, in sich selbst nicht klar, zwischen Furcht und Ehrfurcht schwankte.

Allein saß Gretter in der großen Halle auf dem hochlehnigen Armstuhl, der an den schweren Eßtisch gerückt, dem Hausherrn eignete. Das Licht zweier Kerzen erhellte unsicher den weiten Raum.

Die Speisen waren verzehrt, und das Trinkhorn stand vor ihm. Er schaute sinnend in dasselbe hinein, und überlegte den Gang der nächsten Stunden. Dann leerte er auf einen Zug das Horn, und stand auf.

Dem Gesinde befahl er zu Bette zu gehen. Es zog sich scheu zurück, und, das Kreuz über sich schlagend, stieg jeder rasch in seinen Schlafsack.

Gretter blieb wach, und sah gespannt einer verhängnisvollen Nacht entgegen.

Empfohlene Zitierweise:
Emil Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/204&oldid=- (Version vom 1.8.2018)