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Die Hausfrau machte sich jetzt daran, mit den Hausleuten die Ordnung wieder herzustellen, und die Spuren des nächtlichen Kampfes, soweit dies anging, in Halle und Hausflur zu verwischen.

Die Weihnachtsfeiertage sollten nun doppelt froh gefeiert werden.

Gretter erwachte vom Schlaf erquickt; doch fühlte er sich außer Stande aufzustehen. Die Glieder waren ihm wie gelähmt.

Steinvoer trat an sein Bett, und reichte dankend ihm beide Hände.

„Du hast mich mit Gefahr deines Lebens durch den Fluß getragen, und auch mein Haus von dem bösen Troll befreit, der uns zwei Jahre lang in schwerer Furcht hielt. Sage mir nun auch, wem ich den Dank schulde? Denn Gast ist doch wohl nicht dein rechter Name!“ –

„Du sollst es wissen, Frau, wenn du schweigen kannst. – Du hast einen Verfolgten vor dir, dessen Namen nicht alle Leute hören dürfen!“ –

Sie gelobte Verschwiegenheit.

„So wisse denn, ich bin Gretter, der Starke, Asmunds Sohn aus dem Midfjorddal.“ –

Dann erzählte er ausführlich die Erlebnisse der letzten Nacht, und Steinvoer fiel aus einem Erstaunen in das andere.

Als er geendigt hatte, fragte sie: „Meinst du, daß dasselbe Riesenweib auch Thorstein, den Weißen, geholt hat, und den Großknecht?“

„So meine ich,“ sagte Gretter. „Und vielleicht leben beide noch!“ –

„Wo?“ fiel Steinvoer lebhaft ein.

„Dann müssen sie in der Höhle der Reifriesen sein,“ entschied Gretter. „Und die wird nirgends anders liegen, als hinter dem Wasserfall! – Laß den Priester kommen! Wir wollen ihn in unser Vertrauen ziehen, und seine Meinung hören!“ –

Stein der Priester kam, und Steinvoer empfing ihn auf der Hausschwelle.

„Alles steht gut, Vater Stein,“ sagte sie freudig. „Keiner ist tot! Vielmehr der Troll ist verjagt, und in den Wasserfall hinabgestürzt! – Der Fremde hat’s gethan!“ –

„Der Gast?“ fragte Stein.

„Wer er ist, wird er dir selber sagen! – Tritt ein!“ –

Sie kamen an Gretters Bett.

Dieser nannte auch dem Priester seinen wahren Namen, und bat um seine Verschwiegenheit.

„Hier sollst du den Winter in Ruhe bleiben“, sagte Stein, „von uns

Empfohlene Zitierweise:
Emil Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/208&oldid=- (Version vom 1.8.2018)