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denn sie haben alle mit einander Besitzrecht an dieser Insel, und benutzen sie zur Fettweide für ihr Vieh!“ –

„Dennoch bitte ich dich um deine Hülfe, dorthin zu kommen,“ sagte Gretter.

„Das kann ich nicht, und das thu’ ich nicht,“ sagte Thorwald, „sonst werden sie mir alle feind!“ –

Gretter griff in die Tasche, holte Gold heraus, und ließ einen Beutel schwer in des Bauern Hand fallen. Das wirkte. Nun schwanden seine Bedenken, und er wurde gefügig.

So wurde verabredet, die Sache geheim zu halten, und in der nächsten Nacht die Überfahrt zu bewirken.

Gretter verabschiedete jetzt die Leute seiner Mutter mit den Pack- und Reitpferden, die ihm fortan überflüssig waren. Die mitgebrachten Geräte, Vorräte und Sachen wurden in des Bauern Schiff verstaut, und Gretter mit Illuge und dem Knechte Gloem hielten sich um Mitternacht bereit. Als der Mond aufgegangen war, schifften sie sich ein. Drei Hausknechte des Thorwald setzten sich an die Riemen. Es blies ein scharfer Wind aus Nordost, und die Wellen im Fjord gingen hoch. Aber die drei Knechte samt Illuge und Gloem zogen mit den Riemen scharf durch, und Gretter stand hoch aufgerichtet am Steuer.

Bald tauchten auch die dunklen Massen der Drang-ey vor ihnen aus dem Wasser auf, und nahmen feste Umrisse an. Von allen Seiten fielen ihre Felsenwände steil ab in die Brandung, und nur auf einer Seite waren Landung und Aufstieg möglich. Hier waren drei Leitern über einander angebracht, welche vom Strande aufwärts zur Hochfläche der Insel führten. Selbst hier, wenn die oberste Leiter eingezogen wurde, war es auch dem gewandesten Kletterer unmöglich, diese steile Felsenwand hinauf zu kommen.

Gretter sprang zuerst aus dem Schiff, und stieg die Leitern hinauf. Oben angelangt sah er sich befriedigt um. Die Örtlichkeit war ganz nach seinem Wunsch, gerade so, wie Gudmund, der Reiche, sie ihm beschrieben hatte, ausnehmend sicher, und leicht zu verteidigen. Die Hochfläche der Insel hatte eine kräftige, gewürzreiche Grasnarbe, und war zur Zeit von etwa 80 Schafen, darunter viele Melkschafe, beweidet.

Im Frühjahr, von den einzelnen Anwohnern des Skagafjords hergebracht, weideten die Thiere ungehütet, und wurden meist zur Weihnachtszeit abgeholt, um geschlachtet zu werden.

Empfohlene Zitierweise:
Emil Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/226&oldid=- (Version vom 1.8.2018)