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auf ihrer feuchten Fahrt, und die Kranken an diesem Wohllaut genasen.

Die Töne schwollen auf und schwollen ab, und füllten den düsteren Kerker mit ihren lieblichen Klangwellen.

Da richtete der kranke Kamerad auf seinem feuchten Lager sich in die Höhe, sein Ohr lauschte, sein Angesicht hellte sich auf, und in sein Herz drang es ein wie Hoffnung – Hoffnung auf Erlösung.

So sang Thorstein, der freie Sohn der Berge, im öden Kerker die Sorgen sich vom Herzen.

Er sang Lied auf Lied.

Die Luftlöcher des Kerkers mündeten auf eine belebte Straße Konstantinopels. Oben auf dieser Straße sammelte sich das Volk, angelockt von diesen Tönen und horchte und horchte.


Kapitel 57.

Thorstein befreit.

Unter den Vorübergehenden, welche der aus der Tiefe heraufquellende Gesang festhielt, um zu lauschen, war auch eine vornehme Frau Namens Spes, welche mit ihrem Gefolge die Straße entlang geschritten kam. Auch sie stand still, horchte auf, und sagte zu einem ihrer Begleiter:

„Niemals hörte ich so süßen Sang! – Wer mag wohl der Sänger sein, und weshalb sitzt er im Kerker?“ –

Der Angesprochene beeilte sich die angesammelten Volkshaufen zu

Empfohlene Zitierweise:
Emil Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/284&oldid=- (Version vom 1.8.2018)