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Der eheliche Zwist steigert sich zur Anklage vor dem Bischof, und endet damit, daß Spes es aufgegeben wird, in dem Dome zu Konstantinopel durch einen öffentlichen Eid sich zu reinigen.

Sie leistet diesen Eid, unter geschickter Benutzung eines Zwischenfalls, nicht direkt falsch, aber auch nicht im vollen Einklang mit der Wahrheit!

Sigurds Klage wird nun vom Bischof zurückgewiesen, die Ehe aber getrennt, und das große Vermögen zwischen beiden Gatten geteilt. Sigurd verläßt erbittert Konstantinopel.

Spes hat das in zarter Jugend ihr aufgelegte Joch nun abgeworfen. Sie ist frei!

Nach Verlauf einiger Monate wirbt Thorstein Drommund offen um ihre Hand. Sie ermutigt ihn, überläßt die Entscheidung aber ihren vornehmen Verwandten. Nach einem Familienrat wird die Erlaubnis zur Eheschließung mit dem Norweger erteilt.

Die Heirat erfolgt, und Thorstein verlebt an der Seite der Spes, als ihr Gatte, zwei sehr glückliche Winter in Konstantinopel.

Da sagte eines Tages Thorstein zu Spes:

„Ich muß jetzt zurück in mein Vaterland, um nach meinen Besitzungen zu sehen.“

Sie antwortete:

„Dein Wille ist mein Wille!“

Darauf verkauften sie alle ihre Güter in Konstantinopel, sammelten viel Geld, und begaben sich mit großem Gefolge auf die Reise nach Norwegen.

Trotz der langen Abwesenheit fand Thorstein seine Besitzungen in Tunsberg doch im besten Stande, von seinen Verwandten verwaltet.

Spes wird nun eine norwegische Bäuerin, und lebt in die veränderte Lage sich vortrefflich ein.

Das Gesinde, die Verwandten, und alle Nachbaren, gewinnen die neue Herrin von Herzen lieb, denn sie war freundlich, liebevoll und freigebig. Auch war ihre Ehe mit Thorstein durch Kinder gesegnet.

Um diese Zeit war Magnus, der Gute, König von Norwegen. Thorstein begab sich alsbald zu ihm, und wurde zuvorkommend empfangen als ein berühmt gewordener Mann, weil er Gretter, den Starken, in Konstantinopel so männlich gerächt hatte.

König Magnus ernannte den Thorstein zu seinem Hirdemann d. h. Hofkavalier.

Empfohlene Zitierweise:
Emil Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/288&oldid=- (Version vom 1.8.2018)